Anfang der 70er entstanden in der Bundesrepublik Deutschland die ersten Soziokulturellen Zentren im Zusammenhang mit den neuen sozialen Bewegungen. Sie wurden gegründet als selbstverwaltete Kommunikationszentren, Kulturläden oder Bürgerhäuser, vielfach gegen den politischen Widerstand von Parteien und Kommunalverwaltungen. In ihrer Entstehungsphase wollten Soziokulturelle Zentren Modell sein für andere gesellschaftliche Arbeits- und Lebensformen. Ihr Selbstverständnis fand Ausdruck in Begriffen wie "Alternativkultur", "Gegenkultur" und "Gegenöffentlichkeit". Soziokultur war demnach Antwort, Reaktion und gelebter Gegenentwurf auf bzw. zu einem konsum- und unterhaltungsorientierten Verständnis von Kultur.

Im Land Sachsen-Anhalt gibt es etwa 50 Einrichtungen (Stadtteilzentren, Kulturläden, Bürgerhäuser) mit soziokulturellem Profil, in denen Konzerte und Ausstellungen, Kurse und Seminare angeboten werden.

Heute kann unabhängig von veränderten gesellschaftlichen Ansprüchen, individuellen Standortwechseln und plakativen Begrifflichkeiten festgestellt werden, dass sich Soziokulturelle Zentren als Kulturträger gesellschaflich etabliert haben. Sie bieten ihrem Publikum ein genreübergreifendes und lebensraumnahes "365-Tage"-Veranstaltungs-
programm, leisten einen Beitrag zur Förderung des künstlerischen Nachwuchses in den Sparten Theater, Musik, Literatur, Film und Bildender Kunst und ermöglichen breiten Bevölkerungsschichten die aktive Teilhabe am kulturellen und politischen Leben. Zu ihrer Arbeit gehört die Integration verschiedener Altersgruppen, sozialer Schichten und Nationalitäten, die Unterstützung und Förderung von sozialer und politischer Arbeit sowie die Verwirklichung von demokratischen Entscheidungsstrukturen, die Voraussetzung sind für die aktive und eigenverantwortliche Beteiligung möglichst vieler Menschen in den Häusern. Offen, flexibel und mit Lust am Experiment versuchen sie auf sich wandelnde gesellschaftliche Anforderungen und Gegebenheiten sowie auf veränderte Wünsche und Bedürfnisse ihrer BesucherInnen zu reagieren. Dies ist ein Grund, warum es "das" Soziokulturelle Zentrum nicht gibt.